11. Mai. 2023

Geschichtswerkstatt zu Gast in Neu Wulmstorf

Migrationsgeschichte ist ein wichtiges Thema – nicht nur für die "Stadtrandgeschichten". Auf der anderen Seite der hamburgisch-niedersächsischen Grenze liegt die Gemeinde Neu Wulmstorf. Mit den sogenannten Heimatvertriebenen seit 1945 wurde Migration für die Gemeinde zu einem zentralen Thema: Die Einwohner vervielfachten sich innerhalb kürzester Zeit. Es lebten seit Ende der 1940er Jahre mehr "Fremde" als "Einheimische" in der Stadt. Im Laufe der Jahrzehnte kamen immer wieder Menschen hinzu – insbesondere seit 2015.

Der Verein Heidesiedlung e.V., das Netzwerk „Willkommen in Neu Wulmstorf“, das Gemeindearchiv und die Bücherei Neu Wulmstorf haben diese besondere Geschichte zum Anlass genommen und am 5. Mai 2023 zu einem Gesprächsabend eingeladen: "Flucht damals und heute – Ankommen in Neu Wulmstorf". Die Ankündigung fiel knapp und präzise aus: "Wir sprechen mit Geflüchteten, unabhängig davon, woher und wann sie geflüchtet sind, über ihr Ankommen in Neu Wulmstorf."

Die Teilnehmenden der Geschichtswerkstatt im Projekt Stadtrandgeschichten wollten sich diese spannende Einladung nicht entgehen lassen und fuhren die wenigen Kilometer in die Nachbargemeinde.

In der gut gefüllten Schulaula berichteten Geflüchtete aus dem früheren Bessarabien, aus Syrien und der Ukraine über ihre Erfahrungen in Neu Wulmstorf. Im Hintergrund: Moderator Ludger Menke, Leiter der Gemeindebücherei.

Im Mittelpunkt des Abends standen die Stimmen der Menschen mit Migrationsgeschichte. Moderator Ludger Menke reichte einfühlsam und bedächtig das Mikrofon von Hand zu Hand, hörte zu, stellte Fragen und ließ Raum für Antworten. So kamen sogenannte Heimatvertriebene ebenso zu Wort wie Geflüchtete aus Syrien oder der Ukraine. Schnell wurde klar: Auch wenn jede Geflüchtetengemeinschaft in der jeweiligen Zeit eigene Erfahrungen gesammelt hat, haben Fluchterfahrungen auch Gemeinsames, zum Beispiel der unsichere Blick in die Zukunft, die Herausforderung bei der ersten Orientierung nach Ankunft oder der Umgang mit Unterstützung und Ablehnung.

Die Teilnehmenden der Geschichtswerkstatt haben historisch spannende Perspektiven kennengelernt, neue Kontakte geknüpft und nicht zuletzt gesehen, wie wichtig es nicht nur für Betroffene ist, über Migrationserfahrungen zu sprechen.

Nils Steffen

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