Am 15. Dezember 2022 um 18.00 Uhr verwandelt sich das Jola im Kulturhaus Süderelbe zu einem ganz besonderen Begegnungsort. Unter dem Motto „Essen ist Heimat. Gemeinsam essen verbindet“ lädt das Projekt Stadtrandgeschichten Menschen aus Süderelbe ein, sich und ihre Geschichten bei einem Dinner der Vielfalt besser kennenzulernen.

„Das Lieblingsgericht kann ein Seelenwärmer sein, weil es Erinnerungen an die eigene Herkunft oder Identität weckt – egal, ob die eigenen Wurzeln in Hamburg, Antalya, Damaskus, Kyiv oder Nowosibirsk liegen“, sagt Projektleiter Stephan Kaiser. „Und wir wollen das gemeinsame Essen zum Anlass nehmen, um über unsere Herkunft zu sprechen und welche Bedeutung sie für uns persönlich und unser Zusammenleben in Süderelbe hat.“

Das Konzept des Abends ist ganz einfach: Jeder bringt eine Kleinigkeit für das Buffet mit – zum Beispiel den eigenen Lieblingssnack oder ein Gericht, das an die Heimat erinnert. Getränke gibt es im Jola. Vor Ort wird in zwangsloser Atmosphäre gegessen und geredet.

„Natürlich ist das Dinner der Vielfalt auch eine Gelegenheit unser Projekt besser kennenzulernen. Wir stellen das Team und die Mitmachmöglichkeiten vor: das Archiv der Erinnerungen, die Geschichtswerkstatt und das Forschungstheater vor. Wir hoffen, dass wir die eine oder den anderen zum Mitmachen begeistern können“, sagt Nils Steffen aus dem Projektteam. „Und sicher gibt es auch eine kleine Überraschung.“

Eine Anmeldung ist nicht zwingend erforderlich, wird aber aus Gründen der Planung gern gesehen. Dazu einfach bis zum 12. Dezember eine Mail an Stephan Kaiser (stephan.kaiser@kulturhaus-suederelbe.de) schicken.

Es war ein besonderer Moment: Am 20. Oktober kamen im Berliner Naturkundemuseum die drei geförderten Projekte im Wettbewerb „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“ zusammen - darunter auch die „Stadtrandgeschichten“ aus Süderelbe. Zwischen beeindruckenden Dinosaurierskeletten nahm das Team um Stephan Kaiser vom Kulturhaus Süderelbe die Auszeichnung und die Förderung in Höhe von 50.000 Euro entgegen. „Das Projekt hat uns auf ganzer Linie mit seinem gesellschaftsrelevanten Fokus überzeugt”, sagt Jury-Mitglied Stefanie Molthagen-Schnöring, Vizepräsidentin der HTW Berlin und Professorin für Wissenschaftskommunikation.

Hinter den „Stadtrandgeschichten“ verbirgt sich ein bürgerwissenschaftliches Projekt: Menschen aus der Region erforschen die Migrationsgeschichte in Süderelbe seit dem Zweiten Weltkrieg. Es entsteht ein Archiv der Erinnerungen, für das Interviews geführt werden. Eine Geschichtswerkstatt recherchiert die Hintergründe, geht auf Schatzsuche in die Archive und durchforstet die Presse der letzten Jahrzehnte. Schließlich bringt eine Forschungstheatergruppe die Geschichten auf die Bühne. Das Projekt ist eine Kooperation des Kulturhauses Süderelbe, des Arbeitsfeldes Public History der Universität Hamburg sowie der Geschichtswerkstatt Süderelbe.

Mit dabei in Berlin waren auch Janina Blohm-Sievers, die als freie Theaterpädagogin und Schauspielerin das Projekt begleiten wird, sowie Fadi Doudar, interkultureller Trainer von W.I.R. Bildung, der die Teilnehmer*innen des Projekts coachen wird. Komplettiert wird das Team durch den Filmemacher Ulrich Raatz und Nils Steffen, Historiker an der Universität Hamburg, der das Projekt wissenschaftlich begleitet.

In den kommenden zwölf Monaten wird nicht nur geforscht: Zahlreiche Aktionen sollen die Menschen in Süderelbe einladen, sich zu beteiligen, eigene Geschichten zu erzählen und die vielfältige und meist fast unsichtbare Migrationsgeschichte der Region kennenzulernen.

„Ohne die großartige Unterstützung aus Süderelbe wären wir sicher nicht ausgezeichnet worden“, freut sich Projektleiter Stephan Kaiser. „Die vielen Stimmen im Online-Voting haben uns ebenso geholfen wie die tollen Ideen in den Workshops und die zahlreichen Kooperationsangebote. Jetzt können wir richtig loslegen und auf Geschichtenjagd gehen!“ Gesucht werden Interessierte aus Süderelbe, die ihre Geschichte erzählen oder die Geschichten anderer erforschen möchten. Das projekteigene Archiv der Erinnerungen, die Geschichtswerkstatt und das Forschungstheater suchen Mitstreiter*innen, die sich gerne bei Stephan Kaiser (stephan.kaiser@kulturhaus-suederelbe.de) melden können. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Jung und alt sind herzlich willkommen.

Am Montag traf sich das Team rund um Stephan Kaiser (Kulturhaus Süderelbe) und Nils Steffen (Universität Hamburg) zum zweiten Mal, um das geplante Projekt „Stadtrandgeschichten – Migration und gesellschaftliche Vielfalt erforschen“ mit Leben zu füllen. Rund ein Dutzend Engagierte aus Stadtteilentwicklung, Kultur, Wissenschaft und Verwaltung sammelten Ideen für Aktionen in Süderelbe, die im Fall einer Antragsbewilligung schon ab Herbst umgesetzt werden sollen.

Das Vorhaben ist durchaus ambitioniert: Innerhalb eines Jahres können die Einwohnerinnen und Einwohner in Süderelbe zu Forschenden werden. Vorgesehen ist ein „Archiv der Erinnerungen“, für das Interviews zu persönlichen Migrationsgeschichten von 1943 bis heute geführt werden. Daran anschließend formiert sich eine „Geschichtswerkstatt“, in der Interessierte die Interviews untersuchen und Themen der Migrationsgeschichte in der Region historisch erforschen. „Eine Besonderheit des Projekts liegt aber sicher in der ästhetischen Forschung“, sagt Nils Steffen. Denn es soll auch ein „Forschungstheater“ entstehen. Ein Ensemble mit interessierten Menschen aus Süderelbe, das die Erinnerungen und Forschungsergebnisse auf die Bühne bringt.

In dem Workshop am Montag wurden nun konkrete Aktionen gesammelt, mit deren Hilfe Menschen zum Mitmachen und für Interviews gefunden werden können. Außerdem entstanden Ideen für mögliche Aufführungen der multimedialen Collage, die das Forschungstheater erarbeitet. Ziel des Projektes soll es sein, mit gemeinsamer Forschung dem Thema Migration mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um ein neues Wir-Gefühl in Süderelbe entstehen zu lassen.

„Wir hoffen, dass wir die Wettbewerbsjury mit unserem Antrag überzeugen können“, betont Stephan Kaiser und ergänzt: „Noch größer sind unsere Chancen, wenn uns die Menschen aus Süderelbe ihre Stimme geben.“ Wer das Projekt unterstützen möchten, kann bis zum 25. September online auf www.citizenscience-wettbewerb.de abstimmen und so ein innovatives Projekt für unsere Region fördern.

Wer Interesse an dem Projekt und an der Mitarbeit hat, kann am kommenden Sonntag bei „Neugraben erleben“ an einem Stand gegenüber der Bücherhalle mit Stephan Kaiser und Nils Steffen ins Gespräch kommen oder eine Mail schreiben: stephan.kaiser@kulturhaus-suederelbe.de, nils.steffen@uni-hamburg.de.

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